Mittwoch, 28. Mai 2014

Un-Motivation

Ich habe sie mal wieder, eine Phase der Un-Motivation. Ich krieg es zwar hin, regelmäßig zu messen, aber ich schreibe die Werte nicht auf und esse zwischendurch ständig irgendeinen Kleinkram, ohne dafür zu spritzen. Da nützt mir dann das Messen ein paar Stunden später auch wenig, denn dann sind die Werte natürlich schlecht.

Während ich mich noch vor ein paar Jahren darüber gefreut habe, seit der Anfangsphase keine Werte mehr über 300 gehabt zu haben, schleichen die sich in letzter Zeit doch ab und zu mal ein. Nicht dramatisch und auch nicht über 400, aber eigentlich müsste das ja nicht sein.

Ich sehe genau, wo mein Problem liegt (vor allem am Nicht-Aufschreiben der Werte und am zwischendurch Essen, ohne zu spritzen) und trotzdem kriege ich das gerade nicht in den Griff. Montag hatte ich eine mündliche Prüfung. Ich hatte mir bis dahin eine Schonfrist eingeräumt, weil ich in stressigen Phasen keine Zeit und Kraft habe, auch noch den Diabetes anzupacken, seitdem klappt es schon wieder ein bisschen besser, aber grandios kann man das immer noch nicht nennen.

Wieso habe ich manchmal Phasen, in denen ich unglaublich motiviert bin, messe, kontrolliere, korrigiere, was das Zeug hält und dann wieder, so wie jetzt, krieg ich gar nichts auf die Reihe? Gut, gar nichts stimmt nicht, meine Werte arten in keine gefährlichen Bereiche aus und durch das regelmäßige Messen, das ich ja immerhin hinkriegen, kann ich immer noch relativ schnell korrigieren, trotzdem nervt mich das irgendwie, dass mir manchmal so komplett die Motivation und Kraft fehlt, an dem gegenwärtigen Problem etwas zu ändern, vor allem, weil ich das sonst gar nicht von mir kennen.

Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich den lieben Herrn Diabetes manchmal so satt habe und mich das ständige Gekümmere um ihn nur nervt. Kann der sich nicht mal ein paar Wochen selbst versorgen? Denn was ich eindeutig feststellen kann: Diese unmotivierten Phasen fallen meist mit Stress in der Uni zusammen: Klausuren, mündliche Prüfungen, Hausarbeiten. In den letzten Wochen kam zudem noch der Umzug dazu und ich sitze an meiner Bachelorarbeit. Alles keine guten Voraussetzungen, sich Zeit für den Diabetes zu nehmen. Nützt aber natürlich nichts!

Für die nächsten Tage mache ich deshalb Pause von Uni, Bachelorarbeit und Nebenjob. Ich fahre nach München und habe Urlaub und hoffentlich finde ich dann auch wieder ein bisschen Zeit für meine Dauerbezieheung zum Herrn Diabetes.

Samstag, 10. Mai 2014

Ostern mit der Oma

Okay, die Ostertage sind schon ein bisschen her, aber das Thema hat eigentlich auch gar nichts mit Ostern selbst zu tun, es ist lediglich Ostern passiert, deshalb ist das auch jetzt noch in Ordnung, denke ich.

Ostern gehe ich immer mit meinem Vater, meinem Bruder und meinen Großeltern essen. Dieses Jahr hat mein Bruder sich gedrückt und ist mit seinen Kumpels nach Dänemark gefahren, also waren wir erst zu viert Mittag essen und nach einem Spaziergang noch Kaffee trinken. 

Ich saß neben meiner Oma und auf einmal hat sie mich dann gefragt, wie es denn mit meinem Diabetes liefe, ob das jetzt besser geworden sei. Dazu sei erwähnt, dass ich in den viereinhalb Jahren, in denen ich jetzt Diabetes habe, von meinem Großeltern und auch eigentlich von sonst niemandem in der Familie (abgesehen natürlich von meinen Eltern) nie nach meinem Diabetes gefragt wurde. Es war mehr so ein mitleidiges Schweigen, aber egal.

Meine Oma fragte nun also auf einmal, ob das nun besser sei. Ich meinte dann, alles würde gut laufen, aber der Diabetes würde nicht besser. Der ist einfach da und daran könne ich auch nichts ändern. Na ja, aber dann müsse ich ja zumindest nicht mehr spritzen, wenn alles gut liefe, sagte sie dann.

Meine Oma ist 80 und ich liebe sie und verzeihe ihr das. Trotzdem macht es mich irgendwie traurig, wenn selbst in der eigenen Familie die Leute gar keine Ahnung von meiner Krankheit haben. Klar, meine Eltern schon, sie haben sich damal, als ich den Diabetes bekommen habe, ja auch ausführlich mit mir gemeinsam mit dieser Krankheit beschäftigt, das erwarte ich natürlich nicht von all meinen Tanten, Kusinen und Co, aber ein bisschen Wissen wäre irgendwie schon ganz schön.

Vor allem, weil es ja kein Problem gewesen wäre, mich damals am Anfang einfach danach zu fragen, aber ich glaube, jeder hat mit den Diabetes-Vorurteilen im Kopf nur gedacht "Oh, die arme Swaantje". Ich finde das total schade und ich hasse diese Gespräche, wenn Leute denken, man dürfe nichts Süßes essen oder könnte den Diabetes irgendwann wieder heilen oder so. Es geht mir gut! Ich darf und kann alles. Das sollte gerade meine Familie wissen!